12.01.89 (461)

Die Weinprobe ging bis 1.30 Uhr und heute früh hatte ich doch Kopfschmerzen. Trotzdem musste gearbeitet werden., denn die Pochodvorbereitung stand auf dem Plan. Die ATT wurde betankt. Außerdem verfrachteten wir das MTLB-Getriebe in den Container.
Leider wieder kein Telegramm.
Außerdem habe ich mir noch ein Hohlmesser zum Gravieren gebaut.

13.01.89 (462)

Der letzte Tag der Pochodvorbereitung ist auch vorbei. Die vielen Kleinigkeiten brauchten auch viel Zeit. Außerdem begann der zweite neue Büffel mit dem Probelauf. Die Öltemperatur liegt noch etwas hoch, kann aber auch am Messinstrument liegen.
Abends war noch eine kleine Abschlussfeier. Ich hielt mich zurück.

14.01.89 (463) (1)

Mit viel Mühe konnten wir um 11.30 Uhr endlich losfahren. Besonders der Kram der Magnetiker nahm viel Platz und Zeit in Anspruch. Zwei unserer Pochod-Biere gingen noch für den Abschied drauf. Von Wilfried bekamen wir noch zwei große Gurken für die Reise. Die Ausfahrt aus der Oase klappte sehr gut. Das Wasser war zum größten Teil abgeflossen. Oben am Flugplatz war viel Wind und Schneefegen. Wir hatten Mühe, die ersten Signale zu finden. Wir tasteten uns von Stange zu Stange vorwärts. Ab 1000 m Höhe war das Wetter dann sehr gut. Ich konnte fast die gesamte Strecke im zweiten Gang fahren. Nach 11 Stunden erreichten wir kurz nach 2 Uhr die Südwest-Insel des Humboldt-Gebirges. Die Bergwelt ist phantastisch.
Es ist jetzt 1.30 Uhr und wir gehen schlafen.

15.01.89 (464) (2)

Gestern Abend war ich zu müde, um ausführlich zu schreiben. Jetzt haben wir die erste Nacht hinter uns. Das Wetter sieht recht unfreundlich aus, der Himmel ist bedeckt.
Die Fahrt gestern war einmalig. Das Gebirgspanorama kann man kaum beschreiben. Wir sind hier 1500 m hoch, die höchsten Spitzen noch 1000 bis 1500 m höher. Alles ist sehr schroff und zerklüftet. Gestern in der Abendsonne sah man herrliche Lichtspiele.
Heute wollen wir erst einmal aufräumen und erste Spaziergänge machen.
Aus den Spaziergängen wurde nichts. Das Wetter war recht unangenehm und das Magnetometer lief nicht. Also wurde repariert. Ich baute einen Windrichtungsanzeiger aus einer Konservendosenblech, Draht und ein paar Leisten. Im Balog sieht es immer noch einigermaßen wüst aus, weil die Magnetiker unheimlich viel Kram mitgeschleppte haben. Das Essen ist gut, nur hat unser lieber Koch den Kaffee vergessen einzupacken und Salz ist auch kaum etwas da.
Gegen Abend wurde das Wetter besser, es ist ruhig und Sonne. Für mich wird es wohl nicht viel Arbeit geben.
Die ATT hat auf der Herfahrt kaum Sprit (400 l) und Öl (15 l) verbraucht. Ich bin sehr zufrieden und brauche nicht aus den Fässern nachzutanken.
Morgen habe ich Küchendienst. Ich will Brühreis mit Huhn kochen. Mal sehen, wie es wird.

16.01.89 (465) (3)

Der dritte Pochod-Tag ist fast vorbei. Da ich heute Küchendienst hatte, kam ich nicht zu anderen Dingen. Viel Zeit wird für die Wasserbereitung benötigt. Wir tauen ständig Gletschereis auf.
Das Mittagessen wird abends eingenommen. Dadurch gibt es weniger Probleme mit der Vorbereitung. Ich habe heute einen vorzüglichen Brühreis aus einem Huhn gekocht. Wir haben zwei Töpfe voll ausgefressen. Nach Aussage aller Expeditionsteilnehmer war er wesentlich besser als der, den unser Koch bisher geliefert hat.
Steffen und Conrad haben weiter an ihrer Magnetometerstation gebaut. Funkkontakt hat erst nicht geklappt, dafür haben wir um 20.00 Uhr mit den Indern in Maitri gesprochen. Ihr Hubschrauber hat ca. 30 km von hier ein Camp errichtet. Vielleicht kommt der Hubschrauber mal vorbei.
Um 21.00 Uhr wollen wir versuchen, mit unserer eigenen Station zu sprechen.
Der Kontakt klappte sehr gut. Gerald hat jetzt eine neue, passende Antenne.
Abends hören wir immer Deutsche Welle mit dem kleinen Funkgerät. Der Empfang ist sehr gut.

17.01.89 (466) (4)

Der vierte Pochod-Tag brachte trotz gegenteiliger Vorhersagen nur Sauwetter. Die Windgeschwindigkeit erreicht Werte > 25 m/s, begleitet von Schneefegen. An Außenarbeiten ist nicht zu denken. Die Magnetik arbeitet gut. Mit dem Computer haben wir den ersten Speicherinhalt ausgelesen. So scheint alles zu klappen. Mit dem Laden der Batterien müssen wir vorsichtig sein. Die Aggregate verbrauchen recht viel Benzin und das müssen wir einteilen.
Heute habe ich viel gelesen. Ich muss noch Kerosin für den Ofen von draußen holen. Sonst gibt es nichts besonderes zu berichten. Eigentlich habe ich kaum noch Lust, viel zu machen. Alles zieht mich nach hause. Der Pochod ist ganz gut, da ist man 3 Wochen aus dem Stationsstress heraus. Die Taucherei werde ich sein lassen. Das Risiko ist mir zu groß, einmal formal rechtlich wegen der fehlenden Genehmigung, zum anderen ist Eistauchen mit zwei Laien weitab von jeder Hilfsmöglichkeit nicht nach meinem Geschmack. Die Kisten sind bereits gepackt und stehen im Container.
Ab 20.00 Uhr hörten wir die Inder nach ihrem Camp im Wohlthat rufen. Die meldeten sich nicht. Wir versuchten es auch, aber unsere Antenne steht für diesen Zweck sehr ungünstig. Der Kontakt mit unserer Station klappte gut. Ein Telegramm von Ingrid war da. Ihr letztes war auf der Strecke geblieben. Ich habe auch eins losgeschickt.

18.01.89 (467) (5)

Heute wurde viel gearbeitet. Das Wetter war ziemlich mies, -8°C und viel Wind. Ich ging mit Hermi aufs Eis und bohrte Löcher. Zuerst gab es reichlich Probleme mit den Steigeisen, ohne die man sich auf dem Eis nicht bewegen kann. Nach mehreren Reparaturen und Umbauten mit Draht saßen sie dann richtig. Wir bohrten mehrere Löcher, um Markierungsstangen zu setzen, mit deren Hilfe Eisbewegungen festgestellte werden sollen. Einige sollen so stark sein, dass wir hier noch messbare Ergebnisse erwarten können. Wir bohrten auch noch einen See an, um Wasserproben zu nehmen. Alles war eine anstrengende und kalte Angelegenheit. Gegen Abend wurde das Wetter besser und wir hoffen auf wein paar ruhige Tage.
Der Funkverkehr war normal, es wurde aber schlechtes Wetter angekündigt.

19.01.89 (468) (6)

Das Wetter war heute wesentlich besser als angekündigt. Zuerst Sonnenschein, dann zog es sich etwas zu. Wir starteten unsere erste Tour in die Berge. Es war einfach herrlich. Wir konnten über den Humboldt-Graben in die Petermann-Ketten blicken und sahen auch, wie sich das Wegener-Inlandeis über einen schmalen Gebirgsdurchbruch mit einem 100 m hohen Wall in den Graben ergießt. An der gegenüberliegenden Seite der Insel sahen wir das Humboldt-Gebirge. Auf der Wanderung fanden wir riesige Verwitterungen. Ich fand einen Quarzgang mit Bergkristallen. Weiterhin konnten wir einen Schneesturmvogel in seinem Nest fotografieren. Der Blick auf die weiter hinten liegenden Gebirge war immer wieder überwältigend. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, was in einem bei so einem Anblick vorsichgeht. Ich war meist ein Stück voraus und hatte ausreichend Zeit, mich in diesen Anblick zu versenken. Dazu noch de absolute Stille, selbst der Wind regte sich nicht. Ich kann sehr gut verstehen, wenn es einen immer wieder in diese Landschaft zieht. Es waren etwa die gleichen Empfindungen wie bei den Fahrten über das Schelfeis in der Polarnacht.
Nach dem Abendessen zog ich mit Hermi noch mal los, um zwei Stangen in den Gletscher zu bohren, mit denen die Eisbewegung gemessen wird. Dabei entdeckten wir eine weitere Bruchzone mit drei scharfen Brüchen, die offensichtlich durch stark Unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten des Gletschereises entstanden sind. Ich fotografierte noch von einem definierten Standpunkt aus die Stangenflucht. Sollten sich die erwarteten Fließgeschwindigkeiten, dann müsste bis zu unserer Abfahrt eine Verschiebung der Stangen sichtbar werden.

20.01.89 (469) (7)

Wieder ein herrlicher, aber anstrengender Tag vorbei. Die letzte Nacht habe ich schlecht geschlafen. Um 2.30 Uhr war ich noch wach. Entsprechend müde war ich heute früh. Nach dem Frühstück ging ich mit Hermi wieder aufs Eis und in die Moräne. Wir bohrten wieder Ablatonsstangen ein, um in einem zweiten Profil Fließgeschwindigkeiten zu messen. Anschließend bohrten wir Seen im Toteis an, um Wasserproben zu nehmen. Die ganze Aktion dauerte 6,5 Stunden. Anschließend (etwa 16 Uhr) gab es Mittagessen. Ich war so müde, dass ich eine Stunde oder etwas länger schlief. Wir halten es immer so, dass wir nach dem Frühstück loslegen und erst spät, manchmal erst abends, warm essen. Zwischendurch gibt es manchmal Tee. Wir essen hier besser, d. .h. schmackhafter als in der Station. Jeder kann hier offensichtlich besser kochen als unser Koch. Wir leben hier harmonisch zusammen. Es gibt keinerlei Probleme, anders als beim vorherigen Pochod. Wir hoffen jetzt auf ein paar ruhige Tage für Feldarbeiten. Die Magnetiker haben ihre kleinen Geräte repariert, so dass auch dieses Messprogramm gesichert ist. Die Arbeit auf dem Eis ist für mich auch sehr interessant.

21.01.89 (470) (8)

Heute war das Wetter einmalig. Ich hatte Dienst, musste aber wegen wichtiger Arbeiten raus. Wir starteten mit der ATT zu den Skali Anii. Dort setzte ich die Magnetiker ab. Sie wollten die Strecke (15 km) zurücklaufen und messen. Ich fuhr zurück und erreichte kurz nach 12 Uhr unseren Balog. Dort wartete bereits Hermi. Ich kochte schnell eine Blumenkohlsuppe. Nach dem Mittagessen zog Hermi wieder los. Ich wusch mich erst einmal von Kopf bis Fuß. Um 15.30 Uhr waren die Magnetiker wieder da, allerdings ohne Rucksäcke. Das Messgerät hatte nicht funktioniert und so hatten sie alles draußen stehen gelassen. Ich hatte inzwischen das Huhn gekocht und nach dem Abendessen fuhren wir noch mal mit einem Messgerät los, um das Profil bis zur Insel zu messen. Gegen 21.00 Uhr waren wir zurück. In den Messpausen während der Fahrt hatte ich noch ein paar Aufnahmen vom Gebirge gemacht.
Über Funk erfuhren wir, dass eine IL 14 2 Tage für uns fliegt, um Luftbilder und Magnetikmessungen zu machen. Eventuell landet sie auch hier bei uns.