08.07.88 (271)

Es ist gerade Mitternacht, wir schliefen schon, als Volker Polarlichtalarm gab. Wir zogen uns schnell an und stürmten mit den Fotoapparaten raus, aber es war schon zu spät. Das Polarlicht war schon zu schwach, es lohnte sich nicht. Fritz ging trotzdem noch auf den Berg, ich nutzte die Zeit zum Schreiben.
Heute Vormittag baute ich alle Teile der Hydraulikanlage wieder an den Kran. Um 11.00 Uhr war ich damit fertig und hatte ziemlich kalte Füße, denn es waren wieder -27°C. Nach der Tasse Kaffee demontierte ich den ersten Hebezylinder des Kranarms, ließ ihn mit dem Flaschenzug runter und bereitete ihn für den Transport vor. Zu viert trugen wir ihn nach dem Mittagessen in die DES. Nachdem er warm geworden war, versuchte ich, ihn mit Preßluft zu bewegen. Der kleinere Stempel bewegte sich, und nach ein paar weiteren Versuchen spritzte aus einer kleinen Bohrung jede Menge Schlamm und Öl, natürlich mir ins Gesicht. Ich sah aus wie ein Schwein. Nach der Reinigung des Stempels ließ er sich ganz gut hin und her bewegen. Mit Stahlseil und einer Spannschraube drückte ich dann den großen Stempel in die Ausgangslage zurück. Demontieren ließ er sich nicht, da ich die große Verschraubung nicht lösen konnte. Morgen wird er wieder eingebaut uns anschließend kommt der zweite dran. Dann ist alles sauber und der nächste Versuch mit dem Kran kann beginnen.
Die Lüfterklappen am Diesel bewähren sich, sie hätten vielleicht noch etwas größer sein können. Verbreitern kann man sie immer noch.

09.07.88 (272)

Es gab wieder Temperaturen um -30°C und ich erhielt einen Anruf von der SU-Station, daß ich zum Abladen mit der ATT rüberkommen soll. Das Vorwärmen war ein echtes Problem, denn die Akkus sind nicht mehr die neuesten. Da ich aber das Ladegerät repariert hatte, konnte ich es zur Unterstützung mit anschließen. Gegen elf war ich in der SU-Station. Vorher half ich Fritz noch, die Dieselpumpe in Gang zu setzen. Was man da alles erklären muß, ist höchst erstaunlich.
In der SU-Station erledigte ich die Sachen und trank noch eine Tasse Kaffee. Um 12.15 Uhr war ich wieder zurück. Das Umpumpen des Diesels war nicht beendet, weil die Pumpe nach einer gewissen Zeit nicht mehr pumpte. Damit war dann die Sache für Fritz erledigt, er wußte oder wollte nicht weiter. Ich habe dann, weil mir aus seinen Erzählungen klar war, was los war, den Saugschlauch demontiert und in die DES gebracht. Es war ein hübscher Klumpen Schnee drin. Das kann passieren bei dem schlechten Diesel, aber man muß dann doch weiter an dem Problem arbeiten.
Der Schlitten ist immer noch nicht leer und der nächste Pochod kommt auch bald.
In der DES spülte ich den Hydraulikzylinder des Krans mit Kerosin und hängte ihn zum Auslaufen an das Hebezeug. Außerdem stellte ich die E-Anlage am zweiten kleinen Stromaggregat fertig. Fritz machte Selbststudium im Bett. Er kam dann aber gegen 17.30 Uhr, um zu tanken.

10.07.88 (273)

Heute hat es mal kurz geknallt. Der Wasserwagen kam, Fritz hatte den Schlauch ausgerollt und nicht geprüft, ob er frei von Eis usw. war. War er natürlich nicht und kein Wasser lief. Ich sprach mit dem Fahrer und wir lösten den Schlauch wieder und ich fing mit Volker an, den ersten Teil aufzurollen und in die DES zu schaffen. Fritz sah von unten seelenruhig zu, bis ich dann mal etwas unfreundlich runterbrüllte. Da war die kleine Mimose so beleidigt, dass er nicht zum Essen kam, sondern türenknallend verschwand. Ich war echt sauer, da er auch beim Dieselpumpen keine Anstalten gemacht hatte, den verstopften Schlauch klarzukriegen. Er ist ein echt fauler Hund.
Ich hatte am Vormittag den ersten gereinigten Hydraulikzylinder wieder eingebaut. Dabei riss beim ersten Versuch die Leine vom Flaschenzug, mir passierte zum Glück nichts. Wir hatten in der DES noch einen Kettenzug, mit dem klappte es dann einwandfrei.
Anschließend hob ich den Kranarm mit einem Balken und Wagenheber etwas an, um den zweiten Zylinder zu entlasten. Leider ließ sich der Haltebolzen nicht rausschlagen, nach 20 mm saß er an der inneren Hülse fest. Auch mit einer Vorrichtung bekam ich ihn nicht zurückgedrückt. Also werde ich morgen den Hydraulikbehälter samt Pumpe noch einmal lösen und zur Seite rücken, um von der anderen Seite schlagen zu können.
Nach dem Mittagessen und nachdem ich Fritz noch geholfen hatte, den Schlauch wieder einzurollen, ging ich mit Claus in die Banja. Nach dem Kaffeetrinken spleißte ich die gerissene Leine des Flaschenzuges und machte noch einen zweiten mit einer längeren Leine für Günther fertig. Außerdem regulierte ich die Einspritzpumpe an A nach und wechselte einen gerissenen Keilriemen.
Beim Wasserschlauch sind übrigens die offenen Enden wieder nicht verschlossen.

11.07.88 (274)

Es gab Erfolge und Misserfolge. Mein Plan bezüglich des Ausbaus des zweiten Zylinders klappte. Es war heute allerdings sehr unangenehm auf dem Kran, zwar nur -17°C aber dafür 25 m/s Wind. Um 10.30 Uhr war alles geschafft. Nach dem Mittagessen musste ich erst einmal in die Banja, um sauber zu machen.
Da ich mich beeilte, war ich zum Kaffee mit 5 Minuten Verspätung zurück. Danach beschäftigte ich mich in der DES mit dem Zylinder. Der kleinere machte keine Probleme und da ich die Tücken kannte, bekam ich den Dreck diesmal auch nicht ab. Der Misserfolg war, dass ich es nicht schaffte, den großen zu bewegen. Für morgen habe ich mir schon eine Möglichkeit ausgedacht. Hoffentlich klappt es.
Abends programmierte ich noch am letzten Programmteil für das Inventurprogramm. Gestern hatte ich bis 24.00 Uhr daran gesessen. Es ist fast fertig, dann kommt nur noch die Beschreibung.

12.07.88 (275)

Eigentlich sollte heute eine kleine Feier wegen der 9 Monate stattfinden, statt dessen gab es Dienstberatung der "Techniker" mit 1,5 Dienstbier pro Person.
Es wurden die Zustände der Fahrzeuge für ein Telegramm festgehalten und zukünftige Arbeiten festgelegt.
Ansonsten hatte ich heute Abwaschdienst und den Rest des Tages quälte ich mich vergeblich mit dem Zylinder rum.

13.07.88 (276)

Auch heute gab es keine Feier zum neunten Monatstag unserer Abreise. Günther hat anscheinend keine Lust.
Vormittags ging ich mit Fritz zu den Tankschlitten auf dem See und wir machten uns an die Kennzeichnung und an die Beschreibung der Schäden. Fotografieren klappte nicht, da ich bei der Kälte den Film nicht in die Kamera bekam. Nach dem Kaffeetrinken erledigten wir ein paar Dinge in der DES, z. B. Umschalten. Da sich Fritz wieder nicht um den Ölwechsel kümmerte, machte ich es. Wo er Dreck hinterlässt, lässt er ihn liegen und wartet darauf, dass ihn andere wegräumen. Neben seiner Filmkamera baut er jetzt auch noch an seinem Kompressor.
Nachmittags arbeitete ich an den Kühlerklappen für das zweite große Aggregat und wurde fast fertig. Außerdem beendete ich den Aufbau der Ölpumpe. Es fehlt nur noch die E-Leitung.
Abends programmierte ich noch weiter an dem Inventurprogramm. Es ist fast fertig, aber man hat immer wieder noch Einfälle.

14.07.88 (277)

Das Wetter ist windig und kalt und es gibt Schneefegen. Als erstes war das Wechseln des Toilettenbeutels dran, dann die Aufnahmen an den Tankschlitten. Fritz beschäftigte sich mit einem MTLB, viel kam dabei nicht heraus. Er lässt sich viel Zeit mit allem. Um die stündliche Überprüfung der Aggregate kümmert er sich kaum.
Außerdem baute ich den Kran trotz des schlechten Wetters bis auf den einen großen Zylinder zusammen. Nach dem Mittagessen legte ich mich hin, ich konnte aber nur kurz schlafen. Also stand ich wieder auf und arbeitete etwas am Rechner. Nach dem Abendessen gab es eine Versammlung (Arbeitsschutz und andere Dinge). Günther hatte ein längeres Telegramm aus Potsdam erhalten. Dort wurden jede Menge Leute (einschließlich drei Mann vom Fernsehen) für die Saison angekündigt. Wir sollen auch die Aggregate austauschen. Wir werden vor Arbeit nicht aus den Augen gucken können. Weiterhin stand die Frage, wer im Oktober nach hause will. Keiner will, also ist noch alles offen. Die Versammlung ging in eine kleine Feier über, die bis 1.30 Uhr dauerte. Im Nachtdienst schaffte ich deshalb nichts, war nur total müde.

15.07.88 (278)

Es war durch die Nachtschicht wieder nur ein halber Tag, der zur Verfügung stand. Ich schlief sehr gut bis zum Mittag und ging anschließend zum Duschen und Waschen in die SU-Station. Die Waschmaschine war leider besetzt, so dass die Bettwäsche noch ungewaschen ist. Nach dem Kaffeetrinken beschäftigte ich mich in der DES wieder mit dem Zylinder, leider ohne Erfolg. Also wird er so eingebaut. Außerdem stellte ich die Ölpumpe fertig und testete sie.
Nach dem Abendessen arbeitete ich im Fotolabor und machte die 30 Abzüge von den Tankschlittenfotos und die ersten Bilder für die Inder und für Serjoshas Geburtstag. Anschließend schrieb ich noch das Protokoll zu den Bildern.
Heute rückte Günther auch damit heraus, dass evtl. drei Mann nach hause müssen. Bin gespannt, wie das alles wird.
Es ist jetzt 0.15 Uhr, ich sitze allein im Zimmer und habe, da Fritz Nachtschicht hat, etwas mehr Ruhe zum Schreiben. Das ganze Theater mit dem Nachhausefahren hängt mir ziemlich zum Halse heraus und stresst. Sollte es mich treffen, wäre ich, trotzdem ich mich sehr nach hause sehne, äußerst sauer. Ich rackere mich hier seit Monaten von morgens bis abends ab und bin mit Sicherheit nach Günther derjenige, der hier am meisten arbeitet. Aber ändern kann man ja doch nichts. Ich habe mein Bestes getan. Meine beiden Rechnerprogramme, die ich noch zusätzlich erarbeitet habe, sind auch fertig, es fehlt nur noch die Dokumentation.

16.07.88 (279)

Es war wieder mal Kranwetter und so saß ich den ganzen Vormittag draußen. Das Einbauen der 2. Arbeitszylinders war etwas schwierig, da er sich ja nicht ganz zusammenschieben ließ. Also musste ich den Kranarm mit Stütze und Wagenheber etwas anheben. Es klappe dann aber ganz gut. Anschließend wurden 40 l Öl aufgefüllt und dann ging es los. Es funktionierte alles, nur ein Relais hatte eine Macke. Nach dem Austausch am Nachmittag war erst einmal Ruhe, dann fand ich einen abgerissenen Draht. Auch danach ging alles nur, wenn dieses Relais von Hand betätigt wurde. Abends sah ich noch einmal nach und wahrscheinlich habe ich einen Draht falsch angeklemmt. Morgen werde ich weitersehen. Einen Schaltplan gibt es leider nicht und es ist ein solches Kabelgewirr, dass man nur raten kann. Außerdem konnte ich Günther heute die Bilder von der Tankschlittenbesichtigung geben.

17.07.88 (280)

Endlich mal wieder ein voller Erfolg. Gestern konnte ich nicht einschlafen und hatte im Bett genug Zeit, über die Kranelektrik nachzudenken. Und siehe da, der richtige Einfall kam. Vormittags setzte ich mich ran und nachdem ich alle Kabel durch alle Schalter verfolgt hatte, klappte es auch mit dem neuen Relais.
Anschließend beschäftigte ich mich mit dem Motor. Das Vorwärmen dauerte sehr lange, erst nach dem Mittagessen konnte ich starten, aber er lief einwandfrei. Im Generator war natürlich wieder eine Kohle festgefroren und er musste auch wieder mit Fremdstrom aufmagnetisiert werden. Dann lief auch er und ich konnte alle Kranfunktionen mit Eigenstromversorgung testen. Es ist alles O.K., nur der eine Arbeitszylinder lässt sich nicht einfahren, aber vielleicht reguliert sich das auch.
Ich machte dann noch einen Ölwechsel am Kran und saute mich dabei kräftig ein, da mit der Ölstrahl direkt in den Ärmel schoss. Bei sehr starkem Wind füllte ich noch Öl auf und dann war nur noch Aufräumen angesagt.
Nach dem Kaffeetrinken ging ich in die SU-Station, gratulierte Serjosha zum Geburtstag und trank noch mal Kaffee dort, holte meine Wäsche, ging duschen und war zum Abendessen zurück.
Danach programmierte ich noch ein bisschen und schrieb einen Teil der Bedienungsanleitung für das Inventurprogramm. Gegen 21.00 Uhr war ich damit fertig. Vielleicht gibt es heute noch Würstchen mit Salat. Ich will mich aber noch zurückhalten, da ich mein Gewicht zum Glück von 69,3 auf 66,5 kg runter habe.