28.07.88 (291)

Es ist zum Kotzen, die Tage werden immer schlimmer. Heute wollten wir einen Container umsetzen und ich starteten den Kran und ließ ihn im Leerlauf oder etwas schneller laufen, um die Reifen zu füllen. Als einer voll war, blieb plötzlich der Motor stehen, er war fest. Wahrscheinlich ein Kolbenfresser. Aber das war noch nicht alles. Ich hatte auch die ATT mit der neuen Einspritzpumpe angelassen und wollte noch etwas fahren, um Luft auf die Anlassflaschen zu bekommen. Ich war kaum aus dem Gelände raus, da blockierte beim Schalten die Einspritzpumpe und der Motor ging durch. Er lief mit bis zu 4000 U/min, zulässig sind 2000. Zum Glück löste sich ein Schraube vom Filter und der Kraftstoff spritzte raus und kam nicht mehr zur Pumpe. Dadurch blieb der Motor stehen. Ob er Schaden genommen hat, weiß ich nicht. Ich bin im Moment ziemlich fertig.
Abends war ich in der SU-Station, um zu duschen. Eine halbe Stunde unter der heißen Dusche war auch sehr angenehm. Wer weiß, was die nächsten Tage noch bringen werden. Die defekte Pumpe muss wieder raus, eine alte rein und alles wieder auf freiem Feld. Aber langsam habe ich Routine darin. Es wird schon werden. Leider kann ich so etwas nicht nach hause schreiben, da Günther als Expeditionsleiter auch der Funker ist.

Die Frage der Kommunikation mit der Heimat und der Familie ist unter Expeditionsbedingungen ein Problem. Lediglich in Briefen, die mit Flugzeug oder Schiff in Richtung Heimat gehen oder von dort kommen, kann man alle die Dinge schreiben, die einen bewegen. Telegramme werden vom Funker, der hier auch der Expeditionsleiter war, gelesen und weitergegeben und auch bei den Telefonaten, die später möglich wurden, saß er daneben und da ist dann die Privatsphäre doch sehr gestört.

29.07.88 (292)

Wieder ein Tag rum. Etwas wurde geschafft, der erste grüne Container steht nicht mehr auf der Walakusche. Die Festpunkte, die ich ausgesucht hatte, hielten und mit Traktor, Seil und Umlenkrolle zogen wir den Kran an seinen Standort. Er stand allerdings schräg auf der Schneewehe und da kann er mit der Last nicht drehen. Der Container steht immer noch nicht da, wo er hingehört, aber der Weg für den Wasserwagen ist wieder frei. Dafür geht der Kranarm nicht mehr runter. Ich persönlich sehe keine Chance, die Dinger richtig hinzustellen. Ich glaube, langsam begreift das auch Günther. Hauptsache, ich bekomme die ATT wieder in Gang und der Motor hat keinen Schaden genommen. Es ist schon die zweite Einspritzpumpe, die blockiert. Zuerst hatte ja Hans das Glück. Mal sehen, wie es weitergeht.

30.07.88 (293)

Wieder ein Tag vorbei und die Lage normalisiert sich wieder. Ich habe angefangen, die Einspritzpumpe aus der ATT auszubauen. Außerdem war ich mit Fritz in der SU-Station, weil der Wasserwagen nicht kam. Er sprang nicht an. Ich konnte helfen und er lief, der Magnet des Anlassers war eingefroren.
Weshalb die Einspritzpumpe an der ATT ausgestiegen ist, weiß ich nicht genau, habe aber eine Vermutung. Als Serjosha sie eingebaut hat, mussten wir die mittlere Lagerung auf dem Motorblock ersetzen und danach kippelte die Pumpe etwas, als ob sie in der Mitte etwas höher lag. Durch die Befestigungsschrauben ist sie dann verspannt worden und als dann noch Wärmedehnung hinzukam, klemmte die Reglerstange. Genau weiß ich es aber nicht. Auf jeden Fall habe ich mir die alte Pumpe zusätzlich geholt.
Nachmittags war Banja. Danach ging ich noch etwas in die DES und abends saß ich noch drei Stunden am Computer.

31.07.88 (294)

Der letzte Tag im Monat und wieder die übliche Arbeit auf der Straße bei ca. -25°C. Vormittags baute ich die Einspritzpumpe aus der ATT aus. Eigentlich wollte ich die Pumpe, die jetzt rein soll, dort für den Einbau vorbereiten, aber das erwies sich als unmöglich. Man konnte kein Öl auffüllen. Es wurde bei der Berührung mit dem kalten Metall sofort fest. Also schleppte ich das schwere Ding in die Station. Nachmittags kam der Wasserwagen und brachte auch die gefüllten Pressluftflaschen für die ATT mit. Der Traktor lief auch den ganzen Tag , da er den Wasserwagen zu uns hochschleppen musste. In der Dunkelheit fuhr ich mit Fritz die Pumpe und die Preßluftflaschen zur ATT, anschließend über den See in den unteren Teil der Station, um das zweite kleine Stromaggregat aus dem Balog zu holen und eine Kiste mit Werkzeug in den MTLB zu stellen. Da wir morgen zum Domik fahren wollen, schloss ich noch mal das Ladegerät an die Akkus des MTLB an.

01.08.88 (295)

Heute war der Tag der großen Ausfahrt ins Domik. Das Wetter war herrlich, aber draußen auf dem Eis war es hundekalt, etwa -30°C. Das Fotografieren war schon eine Belastung. Mit Handschuhen geht es nicht, ohne friert man sich fast die Hände ab. Hoffentlich ist was Gutes dabei herausgekommen.
Wir waren am Domik, dann wieder raus aus der Oase zum Nunatak Paletz (Finger) und dann zum Nunatak Aerodromnaja (Flugplatz). Dann gab es kleine Schwierigkeiten mit dem Start des MTLB, aber wir kamen gegen 14.00 Uhr in der Station an.
Heute essen wir wieder in der SU-Station. Das ist eine ganz schöne Umstellung. Da muss ich auch aufpassen, dass ich mein Gewicht halte. Bin jetzt bei 65 kg angekommen, 4,2 kg weniger als vor 1,5 Monaten.
Heute wird es noch einen Film geben. Außerdem habe ich endlich meine Lederhose geflickt, habe überall selber Lederflecken raufgesetzt.

02.08.88 (296)

Die ATT ist bis auf eine Kleinigkeit wieder zusammengebaut. Beim Entlüften der Kraftstoffleitungen erwischte ich eine falsche Schraube und ein Filtertopf löste sich. Um ihn festzubekommen, muss ich schnell noch mal das Filter abschrauben. Das wird morgen gemacht während die Vorwärmanlage arbeitet. Ansonsten war es eine unangenehme Arbeit. Es war wieder hundekalt. Ich lag bis mittags in der Maschine, ging schnell von dort zum Essen und gleich wieder zurück und arbeitete noch bis 15.00 Uhr. Nach dem Kaffeetrinken gab es dann Büroarbeit, abends wieder Arbeit am Computer. Außerdem habe ich den Briefentwurf für Ingrid fertiggestellt.
Da wir jetzt wieder in der SU-Station essen, gibt es etwas mehr Abwechslung.
Bin gespannt, ob die Maschine morgen anspringt und ob der Motor noch in Ordnung ist.

03.08.88 (297)

Die ATT läuft wieder, allerdings schlecht. Mit dem Öldruck stimmt etwas nicht. Der Start machte erhebliche Schwierigkeiten, die ganze Luft ist wieder verbraucht. Die Flaschen habe ich gleich mit dem MTLB wieder in die SU-Station gefahren. .
Mit dem MTLB gab es auch wieder Schwierigkeiten. Der Grund war eine lose Entlüftungsschraube an der Einspritzpumpe. Auch an der SU-Station gab es Probleme, der Anlasser spurte nicht ein. Wir mussten erst den Motor ein Stück durchdrehen, dann klappte es. Bei der Gelegenheit sahen wir, dass auch die Keilriemen nachzuspannen sind, eine Arbeit für morgen.
Da die ATT wieder lief, gibt es heute eine kleine Feier.

04.08.88 (298)

Das Wetter war heute besser, relativ ruhig und nicht so kalt und es gab kleinere Erfolge. Zusammen mit Fritz erledigten wir die Durchsicht am ersten MTLB, Keilriemen nachspannen, Öl usw.. Besonders die Arbeit am Keilriemen ist eine echte Quälerei, weil man nirgends richtig rankommt. Mir ist es dann auch gelungen, die rechte Heizung in Betrieb zu setzen. Im Prinzip war alles in Ordnung, nur haben wir keine Bedienungsanleitung und zum Schluss fand ich dann noch das kleine Hebelchen, an dem alles lag. Etwas sauer sind wir schon. Claus setzt sich nur rein und fährt und wir, hauptsächlich ich, machen die Arbeit.
Nach dem Mittagessen füllten wir in der SU-Station noch einmal die Druckluftflaschen für die ATT. Dann baute ich wieder mal am Kran und es gelang mir, den Kranarm wieder abzusenken. Den letzten Teil des Arbeitstages begannen wir mit der Arbeit am kleinen Stromaggregat. Abends gab es ein Bier und Würstchen. Günther isst sie sehr gern und wir sagen, es gibt nur Würstchen, wenn es auch Bier gibt. Heute hat er 8 Würstchen gegessen, weil wir jeweils nur eine aßen, weil uns die schlappen Dinger zum Halse raus hängen.

05.08.88 (299)

Heute war es ganz angenehm. Wir hatten einige Transporte mit dem MTLB zu fahren und richteten es so ein, dass wir um 10.30 Uhr in der SU-Station bei Claus in der Küche jeder 3 knusprige Spiegeleier mit Speck aßen. Dazu war noch Kakao da. Um 11 tranken wir in unserer Station Kaffee, dann baute ich die Pumpe und Düse der defekten Vorwärmanlage des MTLB, der nicht fährt, aus und statt des Mittagessens gönnten wir uns eine Stunde Mittagsschlaf. Danach säuberten wir gründlich DES und Werkstatt, da morgen auch die Inder kommen sollen und eventuell auch dort hineinsehen. Das dauerte nicht allzu lange.
Danach nahm ich mir erst die Düse der Vorwärmanlage vor, baute schnell einen Adapter für unser Düsenprüfgerät und überprüfte sie. Sie arbeitete gut. An der Pumpe fand ich dann einen Fehler. Durch eine zu breite Dichtung wurde der Pumpenzylinder nicht richtig arretiert und konnte sich axial 1 bis 2 mm bewegen, worunter die Pumpwirkung natürlich leidet. Jetzt müsste die Anlage eigentlich arbeiten. Die Akkus für den MTLB hatten wir hochgefahren, Fritz wird sie morgen einbauen und danach kann ich probieren.
Da noch Zeit war, baute ich noch ein nagelneues Futter an die Drehbank, zentrierte die Spindel und suchte die Ursache, weshalb sich eine Getriebewelle nicht schalten ließ. Der Fehler war eine abgebrochene und verklemmte Schraube. Also auch das Problem gelöst. In der ganzen Zeit hat Fritz an einem Kistendeckel für seine neue Kiste gebaut. Abends waren wir noch dusche und waschen. Nach dem Abendbrot 64,3 kg.

06.08.88 (300)

Gestern gab es noch viel Aufregung, die Inder fuhren noch in die Oase und wollten wissen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Günther sagte mir, dass ich mal sehen soll, ob sie richtig fahren, sagte aber nicht wie nahe sie schon waren. Also zog ich mich an und rannte in Richtung SU-Station zu dem Punkt, wo man die Fahrzeuge normaler Weise gut sieht. (1000 m von uns entfernt) und ich sah nichts. Also im Laufschritt zurück und dann sah ich sie bereits in Richtung Oaseneingang. Ich ging kurz zu Günther in die Funkstation und rannte dann zum Oaseneingang, da es dort für Uneingeweihte besonders nachts ein paar schlechte Stellen gibt. Die Strecke war wieder etwas länger als 1000 m . Mit Lichtzeichen wies ich Ihnen den Weg zu mir und dann fuhr ich mit bis zu einem günstigen Übernachtungsplatz in unserer Nähe. Kontaktschwierigkeiten gab es nicht, wir kannten uns alle von meinen vorherigen Besuchen in der indischen Station.
Heute habe ich Tagesdienst und habe die Gelegenheit genutzt, mal richtig aufzuräumen.
Aber es gab natürlich noch reichlich Aufregung. Die Inder waren zu Fuß nach Maitri gelaufen und das Wetter verschlechterte sich. Schirschow als sowjetischer Stationsleiter machte sich Sorgen und bat uns, den MTLB bereitzuhalten, um den Indern gegebenenfalls entgegenzufahren. Also heizte ich das Ding vor . Als Schirschow kam, um zu telefonieren, sagte ich ihm, dass ich tanken müsse und er schickte mich, wie es sich gehört, zur sowjetischen Tankstelle. Ich war gerade dabei, den zweiten Tank zu füllen, als die Inder zurückkamen. Ich fuhr sie noch zu Ihren Fahrzeugen, konnte die Einladung zum Tee leider nicht annehmen, da ich eigentlich Tagesdienst hatte. Ich fuhr also zu unserer Station zurück. Das Ergebnis des Tages war, dass der MTLB billig aufgetankt worden war.